Smartwatch: Spione in der Schule?

Smartwatch: Spione in der Schule

Nach Smartphones ziehen nun auch Smartwatches immer häufiger in die Klassenzimmer ein. Die modernen, digitalen und internetfähigen Uhren können dabei viel mehr als nur Uhrzeit und Datum anzeigen. Das modische Accessoire findet auch immer häufiger ihren Weg in die Schule und stößt da sowohl auf Begeisterung aber auch auf Widerstand. Einige Modelle hat die Bundesnetzagentur Ende des letzten Jahres nun sogar verboten.

Siez18 / pixabay.com

Was sind Smartwatches und was können sie?

Smartwatches sind kleine Wearables – um nicht zu sagen Armbanduhren. Sie werden beispielsweise mit dem Smartphone via Bluetooth verbunden oder enthalten eine eigene SIM-Karte, um Zugang zum Internet herzustellen. Dadurch kann das Gerät nicht nur die Uhrzeit, sondern auch das Wetter, empfangene Nachrichten, Routen und Karten oder News anzeigen, Anrufe entgegennehmen oder senden, das Schlafverhalten und die Fitness aufzeichnen oder Fremdsprachen mittels Spracherkennung übersetzen. Inzwischen erweitern zahlreiche Apps die Funktionen und Fähigkeiten der Smartwatches.

eigene Darstellung (Kevin Ruser)

In einer Bitcom-Studie stellte sich 2016 heraus, dass nur etwa 23% der Nutzer ihre Smartwatch für Navigation nutzen, während 24% ihr Smartphone über das Gerät steuern. 56% lesen eingehende Nachrichten über ihre Smartwatch und 61% nutzen das Gerät außerdem als Fitness-Tracker.

Der Absatz von Smartwatches ist dabei seit Jahren steigend – immer mehr Hersteller bringen die Wearables auf den Markt. Allein der Hersteller Apple hat im letzten Quartal von 2017 auf der gesamten Welt mehr Apple Watches verkauft als Schweizer Uhren, die weltweit bekannt sind, exportiert wurden. In Deutschland macht die Apple Watch etwa 40% der verkauften Smartwatches aus – statistisch gesehen trägt jeder sechste Deutsche eine Apple-Watch am Handgelenk. Insgesamt besitzen sogar 46% der Deutschen eine Smartwatch. Aber: Davon sind 6 von 10 älter als 30 Jahre.

Dennoch besitzen auch immer mehr Kinder und Jugendliche eine Smartwatch. Insbesondere Kinder, denen ihre Eltern noch nicht das „vollumfängliche Smartphone“ zutrauen, werden immer häufiger mit Smartwatches ausgestattet. Oft sind sie mit einer eigenen SIM-Karte ausgestattet und bieten somit eine Kontaktmöglichkeit zwischen Eltern und Kind. Dabei sind die Uhren leicht zu bedienen und bergen nicht so viele Risiken wie ein Smartphone.

Welche Nachteile und Gefahren bringt eine Smartwatch in die Schule?

Viele dieser Smartwatches beherbergen aber auch Funktionen, die durchaus kritisch zu betrachten und mit Vorsicht zu genießen sind. So können Eltern die Geräte beispielsweise orten oder via „Voice Monitoring“ mithören, was ihr Kind gerade so treibt. Was nach Funktionen für besorgte Eltern in Gefahrensituationen klingt, kann jedoch selbst zur Gefahr werden. Durch Einsetzen einer SIM-Karte hat die Smartwatch Zugang zum Netz – sei es Internet oder Telefon – und kann somit auch „angepeilt“ und gehackt werden. In einem solchen Fall können die ursprünglich gut gemeinten Funktionen plötzlich gefährlich werden und ungebetene Zuhörer anlocken.

Geräte , die einen weiteren Funktionsumfang genießen, das Internet aufrufen oder Textnachrichten empfangen können, werden zudem zum Problem für Lehrer in der Schule. Da einige Geräte ohne genauere Kontrolle nicht einfach von herkömmlichen Armbanduhren unterschieden werden können, laden Smartwatches zum Schummeln in Klassenarbeiten und Prüfungen ein – auch wenn das Smartphone vor der Prüfung vom Lehrer eingesammelt und somit auf dem Lehrerpult liegt.

Die bereits erwähnte Abhörfunktion der Smartwatch in der Schule sorgte im letzten Jahr sogar dafür, dass einige Modelle von der Bundesnetzagentur in Deutschland verboten wurden. Das ist nicht etwa Schülern zu verschulden, sondern Eltern, die über diese Funktion Lehrer ausspioniert haben sollen. Ähnlich wie die Kinderpuppe My Friend Cayla stufte die Bundesnetzagentur diese Uhren als „getarnte, sendefähige Anlage“ ein, die in Deutschland verboten sind. Das bedeutet übrigens nicht, dass jede Smartwatch, die in der Lage ist, Anrufe zu empfangen, verboten wurde. Bei den verbotenen Geräten wurde das „Mithören“ jedoch nicht durch ein Anrufsymbol oder ähnliches erkennbar gemacht, das Zuhören geschah also in jedem Fall völlig unbemerkt.

Smartwatch oder Smartphone?

Die Argumente für eine Smartwatch erscheinen schlüssig: einfache Kommunikationsmöglichkeit für Kinder ohne das Risiko von sensiblen Inhalten im Internet oder dem versehentlichen Kauf irgendwelcher Abonnements. Die Funktionalität ist jedoch begrenzt. Moderne Medien wie Smartphone und Co sind inzwischen fester Bestandteil des Alltags. Der verantwortungsbewusste Umgang mit diesen Medien und dem Internet sollten deshalb frühstmöglich erlernt werden – hier sind auch Eltern in der Verantwortung, ihren Kinder das Vertrauen entgegenzubringen, Erfahrungen mit dem Internet zu sammeln.

Smartwatches sollten meiner Meinung nach nicht zum Schulbegleiter der Kinder und Jugendlichen werden. Ihre Funktionalität steht denen der Smartphones nach, welche hingegen sinnvoll in den Unterricht integriert werden können. Smartwatches bringen auf Grund der Unscheinbarkeit eher Probleme in die Schule. Dessen bewusst müssen Schüler an einigen Schulen inzwischen sogar ihre Uhren während der Klassenarbeiten abgeben.

Quellen: schau-hin.info, giga.de, welt.de, bundesnetzagentur.de, statista.com, socialmediastatistik.de

Titelbild: Siez18/ pixabay.com

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