Wir haben Schnee, es gibt also keinen Klimawandel!

Wir haben Schnee, es gibt also keinen Klimawandel!

Am Wochenende versanken weite Teile Deutschlands im Schnee. Schneestürme und Glatteis haben vielerorts den gesamten Verkehr lahmgelegt. Weite Landeteile werden von eisigen Luftmassen geflutet. Und während Deutschland im Schnee und polaren Temperaturen versinkt, werden Stimmen laut, dass dieses Wetter ein Beweis dafür sei, dass es einen menschengemachten Klimawandel nicht geben kann. Ist Schnee ein Argument gegen den Klimawandel?

Thomas Grams / unsplash.com

Woher kommt der erneute Wintereinbruch?

Grund für den plötzlichen erneuten Wintereinbruch ist ein sogenannter Polarwirbel-Split. Über dem Nordpolarmeer befindet sich derzeit ein Hochdruckgebiet. Aufgrund eines Ausbruchs dieses Wirbels teilt sich dieses Druckgebiet und bringt extrem kalte Polarluft zu uns. Gleichzeitig bewegt sich ein Tiefdruckgebiet über dem Mittelmeerraum. Dort wo diese Luftmassen aufeinandertreffen, kommt es zu extremen Schneefällen, Winterstürmen und Eisregen.

Zu einem solchen Polarwirbel-Split kommt es regelmäßig im Winter. Wird es im Winter kalt auf der Nordhalbkugel, vergrößert sich dieses polare Tiefdruckgebiet. Kalte Luft sinkt ab, wodurch es zu einem Druckabfall in der Höhe kommt. Dieses Höhentief über dem Nordpol bringt arktische Luft nach Deutschland. Diese spüren wir insbesondere als eisigkalten Wind.

Das Hochdruckgebiet, das aus dem Mittelmeerraum zu uns kommt, trägt eine höhere Luftfeuchtigkeit. Warme Luft kann mehr Wasserdampf halten als kalte Luft. Doch trifft diese feucht-milde Luftmasse nun auf die kalte Polarluft aus dem Norden, sinkt die Temperatur schnell ab. Der Wasserdampf kann nicht mehr gehalten werden und es kommt zu starken Niederschlägen. Das sind soweit natürliche Wetterereignisse, die nicht in direkte Verbindung mit dem Klimawandel gebracht werden können.

Der Unterschied zwischen Wetter und Klima

Wetter und Klima sind zwei unterschiedliche Dinge – doch das ist einigen gar nicht klar. Der Begriff »Wetter« beschreibt den momentanen Zustand der Atmophäre. Wetter ist also zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort. Wenn es also am Wochenende schneit, ist das »Wetter«. Betrachtet man das Wetter an einem Ort über mehrere Tage oder Wochen, zeigt der Verlauf der Wetterelemente die Wetterlage – auch »Witterung« genannt. Als Witterung bezeichnet man also den längerfristigen Einfluss des Wetters auf einen Ort. Der sogenannte Altweibersommer ist ein Beispiel für eine solche Witterung.

»Klima« hingegen bezeichnet den langfristig typischen Verlauf von Witterungen in einem Gebiet. Es handelt sich hierbei also um einen statistisch ermittelten Zustand der Atmosphäre über einen längeren Zeitraum. Um von einem Klimawandel sprechen zu können, beobachtet man Werte einer Normalperiode, die auf den Zeitraum von 30 Jahren festgelegt wurde. Ein einzelnes Wetterereignis kann deshalb nur äußerst schwierig dem Klimawandel zugeordnet werden.

Die aktuellen Schneestürme können deshalb nicht pauschal mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden, ebenso wenig wie ein Tornado oder Unwetter. Um Veränderungen des Klimas zu messen, werden Häufigkeiten notiert. Bei einem Sturm, der statistisch einmal in zehn Jahren auftritt, kann nicht vom Klimawandel gesprochen werden, wenn dieser in einem Jahr auftritt und im darauffolgenden Jahr noch einmal, solange er in den neun weiteren Jahren im Anschluss nicht wieder auftritt. Betrachtet werden muss deshalb immer ein längerer Zeitraum.

Der Klimawandel schließt Schnee nicht pauschal aus!

Der Begriff »Klimawandel« beschreibt die Veränderung des Klimas über einen längeren Zeitraum – heutzutage meist die Veränderung im Vergleich zum vorindustriellen Niveau. Als wesentliche Ursache wird der anthropogene Treibhauseffekt gehandhabt, also der Treibhauseffekt, der vom Menschen verursacht wird.

Wesentlicher Treiber des anthropogenen Klimawandels sind die sogenannten Treibhausgase (Kohlenstoffdioxid, Methan, Lachgas, Fluorchlorwasserstoff, …), die in der Atmosphäre dafür sorgen, dass langwellige Wärmestrahlung, die von der Erde reflektiert wird, nicht ungehindert zurück ins All gelangen kann. Die Wärmestrahlung verbleibt auf der Erde und sorgt somit für eine Erwärmung der globalen Durchschnittstemperatur. Oft wird in diesem Zusammenhang auch von der globalen Erwärmung gesprochen. Der Fehlschluss daraus ist, dass es überall auf der Erde wärmer werden muss. Klimawandelskeptiker argumentieren deshalb nun, dass es den Klimawandel aufgrund der derzeitigen Schneestürme nicht geben kann.

Eine globale Erwärmung kann jedoch dazu führen, dass unterschiedliche Mechanismen, die maßgeblich für unser Klima in Mitteleuropa sind, sich ebenfalls verändern. Durch das Abschmelzen der Gletscher gelangt immer mehr Süßwasser in die Ozeane und das Wasser wird kälter. Das könnte dazu führen, dass der Golfstrom, der wichtig für unser mildes Klima ist, plötzlich schwächer wird. Szenarien wie in Roland Emmerichs »The Day after tomorrow« sind dann plötzlich gar nicht mehr so unrealistisch.

Eine mögliche Folge des Klimawandels ist auch die Zunahme von Extremwetterereignissen. Sie könnten nicht nur intensiver, sondern auch häufiger auftreten. Und immer dann, wenn kalte Polarluft auf feucht-milde Luft vom Mittelmeer trifft, kann es zu einem solchen Schneeband über Europa kommen. Das Schneechaos, das Deutschland derzeit weitgehend lahmlegt, ist also nicht ein Beleg gegen die Existenz des Klimawandels, sondern könnte gar eine Folge desselbigen sein. 

»Die Atmosphäre ist wärmer geworden, deshalb gibt es mehr Feuchtigkeit.«

Peter Hoffmann

Meteorologe des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung

Quellen: planet-wissen.de, stern.de, focus.de, spiegel.de, klimareporter.de,

Trawöger, L., & Steiger, R. (2012). Schnee von gestern?. Ökologisches Wirtschaften-Fachzeitschrift, 27(3), 27.

Titelbild: Thomas Grams / unsplash.com

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